„I’m gonna kick yer sorry arses so hard you’ll kiss the moons!“

Fünf lange Jahre musste die Chrono-Trigger-Fangemeinde warten, bis der heiß ersehnte Nachfolger in greifbare Nähe rückte. „Chrono Cross“ nennt sich das Sequel, das 1999 sowohl von der Fachpresse als auch von der Fangemeinde in den Himmel gelobt wurde und zum Erstaunen einiger gar nicht so neu war, wie es auf den ersten Blick zu sein schien. Einige Storyfetzen wurden von dem Textadventure „Radical Dreamers“ übernommen, das nur in Japan über Satellaview (eine Super-Famicom-Erweiterung für Spieledownloads) erhältlich war.

Anders als etwa in der Final-Fantasy-Serie, knüpft Chrono Cross an die Geschehnisse des Vorgängers an, ist aber auch ohne Chrono-Trigger-Kenntnisse spannend genug, um den Spieler an den Bildschirm zu fesseln.

Die Geschichte beginnt ca. 20 Jahre nach den Ereignissen um Crono, Marle und Lucca. Im Mittelpunkt steht der junge Serge, der in dem friedlichen Fischerdorf Arni sein Dasein fristet. Durch einen Zufall verirrt er sich in eine Parallelwelt, in der er nach einem kurzen Zwischenfall mit dem zweiten Hauptcharakter – Kid – erfährt, dass er vor ca. 10 Jahren in dieser Welt gestorben ist.

Zusammen mit Kid macht er sich auf die Suche nach Fakten über seinen Tod und nach der Frozen Flame, die ihm Antworten geben könnte. Die Nachforschungen über seinen „alternativen Tod“ führen ihn immer weiter in die Fänge des Katzenmenschen Lynx, der behauptet, eine spezielle Verbindung zu Serge zu haben.


Gameplay & Kampfsystem

Das Gameplay ist noch unlinearer als beim Vorgänger und unterscheidet sich noch in weiteren Punkten deutlich. In den Kämpfen – die man als Mischung von Xenogears und Final Fantasy VII bezeichnen kann – hat jeder der drei Charaktere 7 Aktionspunkte: die sogenannten Stamina-Punkte, mit denen er seine Attacken einteilen kann. 3 Punkte für eine starke, 2 für eine mittlere, und 1 für eine schwache Attacke, wobei die Trefferquote für schwache Attacken deutlich höher ist als für starke.

Mit jedem Treffer, den man erzielt, baut ein Charakter einen Level seines Element-Grids auf, auf dem man verschiedene Elemente (welche die Zauber in Chrono Cross darstellen) platzieren kann. Ist ein Elementlevel erreicht, ist es möglich, ein dort befindliches Element einzusetzen. Bei jedem Zauber werden dann 7 Stamina-Punkte und (je nach Level-Höhe des Zaubers) Element-Level abgezogen.

Zwar ist wie beim Vorgänger jeder Charakter einer bestimmten Elementgruppe (bzw. Farbe) zugeordnet, jedoch hat jedes Element einen Gegenspieler. Weiße Magie ist besonders wirksam auf Gegner der schwarzen Magie; der Gegenspieler der roten Magie ist die blaue Magie und das gleiche Verhältnis gilt für grün und gelb.


Charaktere

Serge wird auf seinen Reisen durch die Paralleluniversen auf etwa 40 spielbare Charaktere treffen, die sich ihm anschließen können. Bei der hohen Anzahl an Charakteren kommt es leider vor, dass die wenigsten (um ehrlich zu sein, nur 4) wirklich in die Hauptstory eingebunden sind, und einige als „unnötiger Zusatz“ hinzukommen, oder in den zahlreichen Sidequests Verwendung finden.

Auch werden nicht alle Charaktere in einem Spieldurchgang erhältlich sein. Oft muss man sich im Spiel zwischen verschiedenen Möglichkeiten entscheiden, und die Entscheidung kann Einfluss auf den Verlauf der Storyline nehmen („wer zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist…“).

Manche Charaktere sind nur durch das aus Chrono Trigger bekannte „New Game +“ (eine Spieloption, in der ein neues Spiel mit gespeicherten Charakterwerten startet) erhältlich, und somit gibt es auch wie beim Vorgänger eine Menge an verschiedenen Endsequenzen.


Sound

In Sachen Soundtrack dürften einige erfreut sein zu hören, dass Yasunori Mitsuda wieder das Ruder der Soundproduktion übernommen hat. In seinen Kompositionen befinden sich einige Variationen von klassischen Chrono-Trigger-Themen, oft verbunden mit neuen Kompositionen, allerdings auch komplett neue Stücke, wie das mitreißende Chrono-Cross-Theme „Time’s Scar“. Einmal mehr stellt Mitsuda seine Künste unter Beweis und liefert den Fans erstklassige Musik.


Grafik

Die Grafik ist, wie auf den Screenshots zu erkennen ist, für PlayStation-Verhältnisse „State of the Art“. Stark an Final Fantasy VIII angelehnt, wird eine Mischung aus vorgerenderten Hintergründen und Polygonfiguren verwendet (in den Kampfszenen nur Polygone), die allerdings um einiges farbenfroher und detaillierter erscheinen.

Grafikfetischisten dürfen sich auf eine Grafikpracht und ein Effektspektakel sondergleichen freuen. Auch die Rendersequenzen sind von erhabener Qualität und stehen denen von Final Fantasy in nichts nach.


Schlusswort

Während die Fans es kaum erwarten konnten, Chrono Cross in ihren Händen zu halten, gibt es einen Wermutstropfen für europäische Spieler: Chrono Cross wurde nie für PAL-PlayStations umgesetzt. Angeblich war die Lokalisierung für romanische Sprachen zu umständlich und daher nicht realisierbar – und die Engländer wollte man nicht bevorzugen.

So bleibt wohl nur noch der Griff zum Telefon und die Nummer des Importhändlers. Der angekündigte Deutsch-Patch der Übersetzungsgruppe G-Trans ist nämlich leider nie fertiggestellt worden. Dafür ist Chrono Cross seit neuestem aber über das amerikanische PlayStation Network erhältlich, sofern man einen entsprechenden Account besitzt.

Auf jeden Fall sei Chrono Cross allen Rollenspielfanatikern und Chrono-Trigger-Fans wärmstens ans Herz gelegt! Superbe Präsentation, eine fesselnde Story, ein kurzweiliges und innovatives Gameplay sowie genügend Langzeitmotivation sorgen dafür, dass das größte Sidequest der Rollenspielgeschichte gleichzeitig eines der besten RPGs auf der PSX ist.