„It’s time we fight like men. And ladies. And ladies who dress like men.“

1992 brachte Square Final Fantasy V heraus, wieder für das Super Famicom (SNES). Im Westen sollte das Spiel erst sieben Jahre später zusammen mit Final Fantasy VI in der „Final Fantasy Anthology“ erscheinen. Zuvor konnten sich englischsprachige Fans nur mit der inoffiziellen ROM-Übersetzung (welche beschämenderweise besser gelungen ist als Squares offizielle Anthology-Fassung) ein Bild von Final Fantasy V machen.

Grafik und Sound hatten im Vergleich zum Vorgänger Fortschritte gemacht. Die Figuren wirken knuddeliger, die Hintergründe plastischer und detaillierter als bei Final Fantasy IV. Der Soundtrack steht da nicht nach und liefert überwiegend flotte, atmosphärische Melodien, darunter die vielleicht besten Battle Themes der Serie. Es war Uematsus letzter dieser Art, bevor er sich mit Final Fantasy VI und den folgenden Titeln an anderen Musikrichtungen versuchte.


Story

Der Plot ist nicht mit späteren Episoden vergleichbar, aber etwas komplexer geraten als beim Vorgänger. Helden des Spiels sind vier jugendliche Abenteurer, die durch das Schicksal zusammengeführt werden, um die heiligen Kristalle (die hier ihren letzten Auftritt vor FF9 hatten) vor dem Zugriff einer bösen Macht zu schützen.

Als da wären der Abenteurer Butz, der mit seinem Chocobo Boco durchs Land wandert. Er wird begleitet von der Prinzessin Lenna, dem Piraten Faris, dem –gähn– vergesslichen alten Mann Galuf und dessen Enkeltochter Cara. Leider sind nur diese fünf Charaktere, die zudem alle recht flach und uninteressant geraten sind, spielbar.


Gameplay

Final Fantasy V ist ein sehr „technisches“ Rollenspiel. Im Gegensatz zu Kain oder Palom und Porom, wird man an die Charaktere kaum lange zurückdenken wollen. Die ganze Atmosphäre lässt im Vergleich zum vierten und allen späteren Teilen etwas zu wünschen übrig. Was Final Fantasy V spielenswert macht, ist – neben dem coolen Soundtrack – vor allem das aus Final Fantasy III bekannte Job-System, das hier deutlich verbessert wurde.

Einmal erlernte Fähigkeiten können auch beim Übergang in eine andere Klasse beibehalten werden, was die individuelle Heranzüchtung von ausgefeilten Kämpfertypen gestattet: Ob Allround-Magier, axtschwingende Alchemisten oder Dragoner mit Martial-Arts-Einschlag – die Vielfalt der Kombinationsmöglichkeit erschlägt den Spieler geradezu.

Die ausgefalleneren Berufe wie Tierbändiger (können Monster einfangen und dann in späteren Kämpfen auf die Gegner hetzen) und Mime (bekannt aus den neueren Teilen – imitieren im Kampf die Aktionen anderer Partymitglieder) setzen dem Ganzen die Krone auf.

So viele Gestaltungsmöglichkeiten bei gleichzeitig sehr einfacher Erlernbarkeit bietet kein anderes Charaktersystem. Final Fantasy V ist der einzige Teil der Serie, bei dem mir das (angesichts des recht hohen Schwierigkeitsgrades bitter nötige) Aufleveln richtig Spaß gemacht hat. In Final Fantasy Tactics sollte das Job-System später noch eine Neuauflage erleben.


Fazit

Story-Fetischisten werden wohl nicht ganz auf ihre Kosten kommen, Gameplay-Freunde aber umso mehr. Und da jetzt mit der Europa-Version der FF Anthology die PSX-Fassung von Final Fantasy V (zusammen mit FF4, angereichert mit einigen Videosequenzen) auch hierzulande erschienen ist, sollten sowohl Fans als auch Gelegenheitsrollenspieler ruhig einen Blick darauf werfen.

Im Jahr 2006 erschien eine weitere Portierung für den Game Boy Advance, mit zahlreichen Neuerungen und einigen Bonus-Inhalten. Bis 2015 folgten grafisch überarbeitete Neuauflagen für iOS, Android und Windows.