„Your meeting with the crystal was not happenstance. You have been chosen.“

1990 für das NES (alias Famicom) veröffentlicht, war Final Fantasy III der Abschluss von Squaresofts glorreicher 8-bit-Saga. Obwohl nie außerhalb Japans erschienen, gilt dieser Teil der FF-Reihe nach wie vor als eines der besten und angesagtesten NES-Spiele überhaupt. Zwar wollte Square den Titel ursprünglich auch in Amerika veröffentlichen, jedoch machte Nintendo diesem Vorhaben lizenztechnisch einen dicken Strich durch die Rechnung.

Darum muss man heute in den meisten Fällen auf einen Emulator zurückgreifen, um diese verlorene Perle des RPG-Genres noch einmal auf dem heimischen Rechner genießen zu können. Möglich machen dies zahlreiche Fan-Übersetzungen, von denen jedoch nur die wenigsten zu gebrauchen sind.

Nachdem für das Jahr 2002 sogar ein Remake von Final Fantasy III für den WonderSwan Color angekündigt war, dieses jedoch kurzfristig auf Eis gelegt wurde, hat man im Jahr 2006 schließlich eine Neuauflage für den Nintendo DS veröffentlicht, die den gewohnten Schwierigkeitsgrad beibehält. Seit 2011 folgten dann weitere Portierungen für iOS, Android, PSP und Windows.


Story

Größtes Manko des Spiels ist – neben dem verflucht hohen Schwierigkeitsgrad – die leider ebenso flache wie stumpfsinnige Storyline. Final Fantasy III beginnt ohne großes Intro oder sonst näher erläuterte Vorereignisse irgendwo tief in einem Dungeon. Vier tollkühne Jungspunde aus dem naheliegenden Dörfchen Ur hatten sich in die Berge begeben, um ihren tollkühnen Mut unter Beweis zu stellen. Plötzlich bebt die Erde und reißt die vier Abenteurer in die Tiefe.

Doch werden nicht nur die Kinder von der Erde verschlungen. Auch die vier elementaren Kristalle, von denen das weltweite Gleichgewicht zwischen Licht und Dunkelheit ausgeht, geraten durch das Beben unter die Erde. Monster entweichen aus ihren Katakomben und machen sich auf der Oberwelt breit.

Die vier Helden durchforsten die unterirdischen Gänge und stoßen schließlich auf einen der besagten Kristalle. Sie werden zu Kriegern des Lichts („Light Warriors“) berufen, mit der Aufgabe, die drohende Dunkelheit zurückzudrängen und neue Balance zwischen Hell und Dunkel, Gut und Böse, Licht und Schatten etc. herzustellen. Mithilfe des Kristalls erlangen sie die Künste von Schwertkampf, Schwarzmagie und Weißmagie.

Nach und nach erfahren die Krieger mehr über ihre Bestimmung und werden näher mit den Hintergründen ihrer Welt vertraut. So wird ihnen auch schnell klar, gegen wen bzw. was es für sie zu kämpfen gilt.


Grafik

In Sachen Aussehen und Technik war Final Fantasy III nicht nur seinen Vorgängern, sondern auch den meisten seiner 8-bit-Konkurrenten weit voraus. Die Macher der Serie scheuten gewiss keinen Aufwand, die NES-Saga von Final Fantasy so fulminant wie nur möglich abzuschließen.

Im Großen und Ganzen darf man sagen, Square habe das Leistungsvermögen des NES voll ausgereizt. Die Welt wirkt rundum sehr farbenfroh. Monster- und Charaktersprites erhielten mehr Details gegenüber den Vorgänger-Spielen und treten während des Spiels in verschiedenfarbigen Ausführungen auf.

Kämpfe spielen sich nach wie vor auf einem schwarzen Hintergrund ab. Lediglich ein kleines Hintergrundbild am oberen Bildrand deutet an, auf welcher Art von Landschaft sich der Kampf in etwa abspielt. An den Kampfanimationen gibt es kaum etwas zu bemängeln. Jede Jobklasse hat seine eigenen Bewegungen und jeder Zauberspruch funkelt, blitzt und strahlt auf seine eigene charismatische Art und Weise.


Kampfsystem

Mit seinem neuartigen Job-System gab Final Fantasy III den entscheidenden Anstoß für spätere Episoden wie FFV, FFX-2 und Tactics, die allesamt das individuelle Training der Charaktere durch Zuweisung von Berufen (Jobs) ermöglichen. Beginnt man das Spiel noch als neutrales „Onion Kid“, werden im Laufe des Spiels weitere Berufsklassen verfügbar, in denen man seine Charaktere beliebig (mehr oder weniger) ausbilden kann. Dazu zählen z. B. klassische Jobs wie Krieger, Zauberer und Dieb, die jeweils individuelle Stärken und Schwächen besitzen.

Insgesamt gibt es bis zu 22 verschiedene Job-Klassen, die man seinen Charakteren zuweisen kann. Davon sind einige recht brauchbar, andere absolut lebensnotwendig, und wiederum andere einfach nur nutzlos. Sammelt man in einem Job Erfahrung, steigt der persönliche Skill-Level für diese Berufsklasse, wodurch der Anwender beispielsweise mehr Schläge in einem Zug ausführen kann.

Je höher dieser Skill-Level ist, umso günstiger fällt der Wechsel zu einer verwandten Jobklasse aus. Damit nämlich Jobs gewechselt werden können, benötigt der Kämpfer ausreichend „Capacity Points“ (CP), welche – genau wie Gold und Erfahrungspunkte – von besiegten Gegnern hinterlassen werden.

Will man von einem konventionellen Beruf wie Warrior zu einem magisch angelehnten Job wechseln, ist der Tarif besonders hoch. Die Kosten für einen Jobwechsel hängen also vom aktuellen Beruf, vom gewünschten Beruf und vom jeweiligen Skill-Level in diesen beiden Berufen ab. Unter bestimmten Umständen kann ein Wechsel auch vollkommen kostenlos sein.

Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal unter den Jobklassen ist das Equipment. So kann ein Warrior z. B. keine Zauberstäbe benutzen, wohingegen ein Magier nicht in der Lage ist, die schweren Rüstungen des Warriors zu tragen. Insgesamt gibt es Ausrüstungsgegenstände für Kopf, Leib, Arm und Hände. Letztere lassen sich wahlweise mit einer Waffe oder einem Schild bestücken, je nachdem, ob der Charakter eher offensiv oder defensiv ausgerichtet ist.

Sicher ist diese Urform des Job-System noch recht beschränkt, was Auswahl und Fähigkeiten der Jobs betrifft, jedoch raubt dies dem Spiel nichts an Abwechslungsvermögen oder Intelligenz. Final Fantasy III bietet eine breite Vielfalt an taktischen Handlungs- und Kombinationsmöglichkeiten.

Mit Zaubersprüchen verhält es sich in Final Fantasy III ähnlich wie später in Final Fantasy VII. Angriffszauber, Support-Magie und erstmals auch Beschwörungen können in Geschäften erworben und den Charakteren beliebig zugeordnet werden.

Unterteilt wird das Zauberarsenal eines jeden Charakters in acht Stärkestufen à drei Spells. Insgesamt kann ein Kämpfer also bis zu 24 verschiedene Zauber tragen. Die zur Anwendung notwendigen MP gibt es hier jedoch nicht im klassischen Sinne. Abhängig vom Level und vom Job des Charakters, stehen ihm für jede der acht Stärkestufen nur eine gewisse Anzahl von MP zur Verfügung, sodass er beispielsweise 13 Zauber der ersten Stufe, 6 Zauber der zweiten Stufe und 2 Zauber der dritten Stufe anwenden kann. Sind die MP aufgebraucht, muss man entweder in einem Gasthaus übernachten oder ein kostbares Elixier konsumieren, um die Zauberkräfte wieder aufzufrischen.

Kleine, aber bedeutsame Revolution im Kampfsystem war die Behebung eines lästigen Bugs (wenn man es so nennen darf) aus früheren FF-Episoden. Hat man da noch einen Gegner angegriffen, der bereits durch vorausgegangene Aktionen der Mitstreiter gekillt wurde, schlugen die nachfolgenden Angriffe immer fehl. In FF3 werden solche Attacken automatisch auf einen der verbleibenden Gegner umgeleitet.

Ärgerlich ist jedoch der „Run“-Befehl, mit dem man aus Gefechten fliehen kann. Dadurch fällt die Abwehrkraft des Anwenders auf 0, was ihn wehrlos gegen jeden Angriff macht. Das ist deshalb ärgerlich, weil die Flucht nicht immer auf Anhieb klappt und unter Umständen noch viel schneller zum Tod führen kann als wenn man versucht hätte, normal weiterzukämpfen.

Abschließend sei noch die interessante Möglichkeit erwähnt, das Equipment der Charaktere unmittelbar während des Kampfes zu ändern. So kann z. B. ein Ninja nacheinander zwischen Schwertern und Wurfsternen wechseln, ohne vorher den Kampf beenden und ins Menü gehen zu müssen. Zwar wird man während des Spiels nicht allzu oft von dieser Funktion Gebrauch machen, doch kann sie im Einzelfall sehr hilfreich sein.


Musik & Sound

Der Soundtrack ist großartig gelungen! Nobuo Uematsu hat das sonst für NES typische Blipp- und Bleep-Gedudel geschickt umgangen und nahezu alle verfügbaren Instrumente des Famicom-Soundchips voll ausgereizt.

Bosskämpfe haben endlich ihre eigene Melodie bekommen und auch die klassische Siegesfanfare feiert in FF3 ihren Einstand. Insgesamt trifft Uematsu einfach fast immer perfekt die Situation, egal ob’s gerade düster und bedrückend oder heiter und fröhlich ist. Definitiv besser als etwa noch im Vorgänger!


Gameplay

Was Final Fantasy III erst zum Toptitel macht, ist das unschlagbar innovative Gameplay, welches eine Reihe von zukünftigen Traditionen innerhalb der Serie einleitet. Da wird es fast schon zur Nebensache, dass die Spielfiguren NULL Persönlichkeiten besitzen und, wenn überhaupt mal, nicht mehr als einen Satz am Stück sprechen. Selbst die zahlreichen Nebenfiguren, welche Euch streckenweise auf Eurer Reise begleiten, scheinen mehr Persönlichkeit zu besitzen als alle vier Protagonisten zusammen.

Die Steuerung des Spiels ist schnell erlernt. Außer den Tasten für [Bestätigen], [Abbrechen] und [Menü] wird man höchstens mal auf SELECT drücken müssen, um den Gruppenführer zu wechseln, z. B. damit ein Dieb verschlossene Türen öffnen kann. Mehr Knöpfe hat der NES-Controller ja auch gar nicht zu bieten.

Auf der Oberwelt besticht Final Fantasy III durch eine Vielzahl origineller Schauplätze, verglichen zu früheren Episoden. Alles wirkt lebendiger und detailreicher, auch wenn man von einem 8-bit-System ohnehin nicht allzu viel erwarten sollte.

Man begegnet klassischen FF-Elementen wie Moogles, Chocobos, Kristallen, Luftschiffen (Cid inklusive) sowie „altbekannten“ Summons wie Shiva, Ifrit und Bahamut.

Innerhalb der Städte gibt es viele NPCs, die mit einem sprechen, und für einen kurzen Moment der Unterhaltung gibt es hier und da ein Klavier, auf dem der Held spielen kann. Überhaupt besitzt Final Fantasy III ein ausgewogenes Verhältnis zwischen lustigen und tragischen Spielmomenten.

Interessant sind auch die verschiedenen Außenwelten, in denen man sich fortbewegt. Kaum hat man den riesigen schwebenden Kontinent mit dem Luftschiff verlassen, wird man gleich vom noch größeren Ausmaß der eigentlichen Oberwelt erschlagen. Später taucht man dann noch mit dem U-Boot unter die Wasseroberfläche ab, um versunkene Katakomben ausfindig zu machen.

Schwerwiegender Kritikpunkt ist allerdings das Speichersystem. Außer auf der Oberwelt kann man nirgends den Spielstand absichern, was vor allem in Anbetracht der immer stärker werdenden Gegner und immer länger werdenden Dungeons schon mal zu großem Frust führen kann, wenn man den Endgegner nicht auf Anhieb schafft und neu laden darf.

Lobenswert hingegen sind die Spielabschnitte, in denen man die Jobklasse wechseln oder sich in einen Frosch verwandeln muss, um weiterzukommen. Das ist zum Teil nicht nur witzig (Zwergendorf), sondern stellt auch die Qualitäten und Besonderheiten mancher Berufe (z. B. Dragoon oder Mystic Knight) mehr in den Vordergrund.

Das jeweilige Kapitel der Story erhält dadurch einen individuellen Touch, die Umgebung hebt sich aufgrund ihres besonderen Handicaps deutlich von herkömmlichen Orten und Dungeons (welche sowieso durch unzählige Geheimwege und verstecke Abzweigungen bestechen) ab und man lernt Abwechslungsreichtum sowie Situationsvielfalt des Spiels mehr zu schätzen.

Alles in allem bekommt man nie den Eindruck, etwas zweimal zu tun, weil wirklich jeder Abschnitt des Spiels seine Besonderheiten hat. Da waren die Vorgänger (und leider auch so mancher Nachfolger) wesentlich eintöniger.

Was dem Spieler allerdings ein Frustfaktor werden kann, sind die vereinzelt unglaublich schweren Endkämpfe. Ohne die richtigen Jobs, angemessenes Equipment und die richtige Strategie hat man im Regelfall nicht den Hauch einer Chance gegen so fiese Bosse wie Big Rat, Salamander, Garuda, Odin und natürlich die zahlreichen Endgegner aus dem Schlussdungeon.

Weiterer Frustfaktor von Final Fantasy III ist das winzig kleine Inventar, das nur eine begrenzte Menge an Gepäck zulässt. Alle überschüssigen Items, Rüstungen, Waffen und Zaubersprüche müssen entweder weggeworfen, verkauft oder im riesigen Schlund des „Fat Chocobo“ gelagert werden, welcher in jedem Chocobowald mithilfe einer Karotte angelockt werden kann.

Und leider wird man viel zu oft mit einem überfüllten Inventar konfrontiert sein, vor allem wenn man die Jobklasse wechseln möchte. Dazu muss nämlich vorher sämtliches Equipment des Charakters abgelegt werden, was schon mal bis zu fünf Plätze im Inventar beanspruchen kann, die man nicht immer sofort zur Verfügung hat. Dadurch lernt man jedoch schnell, überflüssige Items instinktiv und rechtzeitig rauszuwerfen, bevor sie wertvollen Platz wegnehmen können.


Fazit

Final Fantasy III ist ohne Frage der angenehmste, modernste und mithin beste Teil von Squares 8-bit-Trilogie. Lasche Dialoge, schwache Story und quasi leblose Hauptfiguren werden durch ein Gameplay entschädigt, das in Sachen Qualität, Innovation, Präsentation, Feeling und Abwechslungsreichtum definitiv seinesgleichen sucht.

Es ist schlicht eine Schande, dass dieser Klassiker und Meilenstein der FF-Reihe niemals offiziell in Amerika oder gar hier bei uns in Europa erschienen ist. Wer diesen Teil nie gespielt hat, verpasst so vieles, was erst durch FF3 zur Tradition der Serie geworden ist.

Zugegeben, dieser Teil fordert extremes Durchhaltevermögen und sehr viel Geduld. Die Kämpfe sind schwer, das Training ist hart. Aber hat man sich erst mal im neuartigen Job-System eingefunden und die Stärken und Schwächen der Berufe kennengelernt, wird man umso mehr Freude daran haben, die Kombinationsvielfalt des Spiels zu erforschen. Und man wird staunen, wie leicht die Bossgegner sein können, wenn man erst mal die richtige Taktik ausfährt.

Das Spiel besticht auf ganzer Linie durch Abwechslungsreichtum, innovatives Gameplay, knallbunte Grafik sowie zahlreiche optionale Quests und Rätsel, die der sonst sehr mageren Story einen feinen Ausgleich tun.

Wer ein Freund klassischer RPGs ist, kein Problem mit veralteter Technik hat und sich auch mit einer kurzen Spieldauer von „nur“ 30 Stunden zufrieden gibt, sollte Final Fantasy III auf jeden Fall mal anspielen. Den echten FF-Fans sei sowieso ein dringendes Durchzocken dieses Meisterwerks angeraten, bevor sie sich am 3D-Remake von 2006 versuchen.