„After a long journey, four young warriors arrive, each holding an ORB“

Die Welt liegt in Finsternis … der Wind ruht, das Meer tobt und die Erde darbt. Die Menschheit wartet auf Rettung. Ihre einzige Hoffnung ist eine uralte Prophezeiung: Wenn die Dunkelheit die Welt bedroht, werden vier junge Krieger erscheinen, jeder von ihnen im Besitz eines erloschenen Kristalls…

Jede Legende hat ihren Ursprung. Der Ursprung von Final Fantasy findet sich im Jahr 1987 unter alles andere als günstigen Voraussetzungen. Nachdem die Spielschmiede ENIX ein Jahr zuvor mit ihrem Kassenhit Dragon Quest für das Famicom (NES) ganz Japan in RPG-Euphorie gestürzt hat, unternimmt die zu diesem Zeitpunkt noch weitgehend unbedeutende Firma SQUARE einen letzten Versuch, ein absatzstarkes Spiel nach dem Vorbild von Dragon Quest zu entwickeln: die Geburtsstunde von Final Fantasy!

Tatsächlich gelingt es SQUARE, mit Final Fantasy die Herzen und Absatzmärkte der RPG-begeisterten Japaner und des Westens zu erobern. Zwar beschreitet das Spiel eindeutig die Wege, die Dragon Quest kurz zuvor als erstes „klassisches“ Nippon-RPG geprägt hatte, doch im Gegensatz zu seinem Vorbild beeindruckte Final Fantasy durch eine für damalige Verhältnisse enorme Größe, eine abwechslungsreichere Story, die sich vom bisher genre-üblichen „Rettet-die-Prinzessin“-Plot abhob, sowie die originelle Präsentation, die den Genies Nobuo Uematsu (Soundtrack) und Yoshitaka Amano (grafische Gestaltung) zu verdanken ist.


Präsentation

Während „Dragon Quest“ nach dem Vorbild der amerikanischen PCRPGs, die während der 80er-Jahre boomten, über diverse Interaktionsbefehle wie „open“ oder „search“ verfügt, was dem Spiel Adventure-Elemente einbringt, ist Final Fantasy sehr einfach gehalten.

Das Adventure-Feeling wird stattdessen durch eine verhältnismäßig große Spielwelt, ausgedehnte Dungeons und die episodenhafte Storyline erreicht, die dem Spieler meistens sehr viel Bewegungsfreiheit lässt. Verglichen mit heutigen Spielen von epischen Ausmaßen nimmt sich die Story von FF1 zwar als extrem simpel aus, 1987 hingegen war die Geschichte um den Verfall der vier Elemente eine kleine Sensation.

Durch die Verbindung von klassischen Märchenmotiven (der verzauberte Elfenprinz, die entführte Prinzessin) mit Science-Fiction-Elementen (das schwebende Schloss, die Zeitschleife) und dem Motiv der vier Elemente wurde ein einzigartiger Stil geschaffen, der sich wie ein roter Faden durch sämtliche Teile der FF-Saga zieht.


Gameplay

In Final Fantasy hat der Spieler zu Beginn die Möglichkeit, sich aus sechs verschiedenen Berufsklassen sein Team frei zusammenzustellen. Die Charakterentwicklungen der Berufsklassen unterscheiden sich stark voneinander, außerdem entscheidet sie, welche Zauber, Waffen und Rüstungen benutzt werden können. Diese Option verschafft dem Spiel einen zusätzlichen Motivationsfaktor, da die Wahl der Jobs die Spielstrategie sehr stark beeinflusst.

Es soll Leute geben, die als ultimative Herausforderung das Spiel ausschließlich mit Weißmagiern in Angriff nehmen. Zudem gibt es später im Spiel die Möglichkeit, ein Job-Upgrade zu vollziehen, bei dem die Charaktere „erwachsen“ werden und stärkere Waffen und Zauber benutzen können als zuvor.

Das Kampfsystem der „Mutter“ aller Final-Fantasy-Teile ist im Vergleich zu den Sequels noch stark eingeschränkt. Der Spieler hat die Auswahl zwischen Waffenangriffen, Zauberanwendung, Tränken (sind die einzigen Items) und Flucht. Gekämpft wird in der serientypischen Seitenansicht, die bis Teil 3 beinahe unverändert beibehalten wurde.

Der Schwierigkeitsgrad ist für heutige Verhältnisse recht hoch angesiedelt, was damals eher Standard für RPGs war, besonders die unmenschlich großen „Final Dungeons“ ohne Speichermöglichkeit sind berüchtigt. Wer Probleme mit FF1 hat, sollte ausgiebig zu Beginn des Spiels trainieren und seinen Vorrat an Heiltränken möglichst auf 99 halten. Auf jeden Fall sollte man heute sehr viel Bereitschaft dazu mitbringen, sich auf einen „wirklichen“ Klassiker in jeder Hinsicht einzulassen, wenn man sich frustfrei auf Final Fantasy einlassen will.

Kenner der Serie werden dafür mit zahlreichen Déjà-vus und „Aha“-Momenten belohnt: Nicht nur der größte Teil des Equipments taucht in jedem FF-Teil in der einen oder anderen Form wieder auf, man trifft auch auf bekannte Gesichter wie Bahamut, Tiamat und Kraken oder immer wiederkehrende Themen im Soundtrack (Prelude, Epilog, Sieges-Fanfare, Luftschiffmusik etc.).


Fazit

Alles in allem ist Final Fantasy vor allem jenen RPG-Nostalgikern und FF-Otakus wärmstens ans Herz zu legen, die sehen möchten, aus welchen Ursprüngen sich ihre Lieblingssaga entwickelt hat, und sich dabei nicht an frustrierenden Gameplay-Details, Zeitschocks bei der grafischen und akustischen Präsentation und der unkomfortablen Handhabung stören.

Seit seiner Erstveröffentlichung im Jahre 1987 ist Final Fantasy in zahlreichen Neuauflagen für diverse moderne Systeme erschienen, u. a. PlayStation, Game Boy Advance, WonderSwan Color und PSP. Die Original-NES-Version ist seit Mai 2005 auch als günstiger Virtual-Console-Titel für die Wii zu haben.